Neuland Tagebau Hambach

Entwurf
 
Im neu angebrochenen Erdzeitalter, dem Anthropozän, wird die Menschheit zum wichtigsten Einflussfaktor auf biologische, geologische und atmosphärische Prozesse der Erde. Allein durch menschlichen Einfluss werden schon jetzt mehr Sedimente bewegt, als es die Natur durch Flüsse, Ozeane und Wind vermag. Nirgendwo ist dies eindrücklicher erkennbar als in einem Tagebau.
 
Der Braunkohletagebau Hambach ist mit einer genehmigten Gesamtfläche von 8500 Hektar der größte Tieftagebau Deutschlands. Jährlich werden 40 Mio. Tonnen Braunkohle gefördert und dafür die sechsfache Menge an Abraum bewegt. Bisher ist daraus der weltgrößte künstliche Berg, die Sophienhöhe entstanden und das geflutete Restloch könnte später den zweitgrößten und tiefsten See Deutschlands bilden.
 
Mit großflächigem Tagebau ist zwangsläufig ein tiefer Eingriff in regionale Strukturen und Landschaften verbunden. Viele Bürger*inneninitiativen und Umweltbewegte wehren sich gegen die Zerstörungen und die klimaschädliche Verwendung der Braunkohle.
 
Tagebaue sind Prototypen unwirtlicher Energielandschaften und provozieren durch Weite, Leere und Maßstabslosigkeit ein Gefühl ökologischer Endlichkeit und Grenzen der Biosphäre. Und doch passieren immer wahre Naturwunder, wenn Kohlebagger stoppen und Tagebaue brach fallen: Seltene Pflanzenarten siedeln sich an und Amphibien wandern ganz schnell wieder ein.
 
Die Ästhetik und Poetik landschaftlicher Zwischenräume ist entwurflich auszuloten. Es sind zukunftsfähige Szenarien für den sich durch Tagebau wandelnden Landschaftsraum zu entwickeln und prozesshaft zu planen –sei es ein visionäres Bauwerk oder kleine, fast immaterielle Interventionen. Gesucht wird ein neuer, innovativer Umgang mit der Bergbau(folge)landschaft – das Neuland Tagebau Hambach.